Ostern - 2020

Die Fastenzeit - 2020 kann in der Geschichte der Kirche schwarz markiert sein. Die üblichen frommen Praktiken der Anbetung, des Kreuzweges und der besonderen Gebete, sogar der wichtigsten Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung - alles war in der Öffentlichkeit und in den Kirchen aufgrund der exponentiellen Verbreitung des tödlichen Corona-Virus verboten. „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst  habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.“ (Mt 6: 1) Daher hat es der gesamten Menschheit, insbesondere den Christen, geholfen, die oben genannten Praktiken im „Geheimen“ (zu Hause) durchzuführen! („Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“) [Mt 6: 4, 6 & 18]

Vielleicht möchte Gott, dass es so gemacht wird. Jedes Haus ist ein Gotteshaus geworden und jedes Herz ist ein Tabernakel Gottes geworden. Wir sind gezwungen, uns nicht mehr um das Äußere zu kümmern, sondern uns auf unser eigenes Inneres zu konzentrieren. Jetzt erkennen wir, dass es schwieriger ist, in unser Inneres, als um die Welt zu reisen. Es ist langweilig und schmerzhaft, hinter verschlossenen Türen zu bleiben. Jetzt haben wir gelernt, bestimmte Dinge zu schätzen, die uns sehr gleichgültig waren, wie z.B. die Beziehung zu unserer Familie, unseren Freunden, das Atmen von reiner Luft, Arbeit, Freizeit, Essen und Unterkunft. Jetzt scheint jede Kleinigkeit wunderbar zu sein, einfaches Gras, Pflanzen, Blumen und ihre Farben, der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang, der klare blaue Himmel, die Stille auf den Straßen usw. Wir staunen über alles, was um uns herum geschieht. Gott spricht in solch tiefer Stille zu uns und wir können auch auf Gott hören. Ist dies nicht wunderbar?

So konnten wir in diesem Jahr uns stärker auf das Leiden und Sterben unseres Erlösers konzentrieren.
Der Palmsonntag ist ohne die Prozession mit Palmzweigen vergangen, jedoch mit unserem stillen Schreien von „Hosanna“. Der Gründonnerstag wurde ohne die Feier der Eucharistie und das „Waschen der Füße“ begangen. Aber wir konnten von unseren Familien in Indien hören, dass die Eltern die Füße ihrer Kinder wuschen und die Kinder die Füße ihrer Eltern, was eigentlich die traditionelle Praxis von Priestern und Bischöfen ist, die die Füße der Gläubigen waschen! Es war für uns schwer, dass wir am „Karfreitag“ den Leidensweg Jesu in der dramatischen Darstellung eines „Kreuzweges“ nicht gehen konnten! Die Osternacht, welche der Höhepunkt der Liturgie dieser Tage ist, konnte ebenso nicht in festlicher Weise gefeiert werden. Es gab keinen Segen über das Feuer und Wasser und keine Kerze mit Alpha & Omega.

In der jetzigen Situation ist es nicht möglich den Herrn sakramental zu empfangen. Das bedeutet für uns einen Schmerz, den wir dem Herrn schenken können, für alle, die von der tödlichen Krankheit Covid -19 betroffen sind, für die Menschen, welche Gesundheits- und Zivil Dienste leisten.

Was ist die Konsequenz dieser Situation? Sind wir in Panik mit der Pandemie oder freuen wir uns leidenschaftlich darauf, alle Privilegien zurückzugewinnen, die uns in diesen Tagen des „Lock Down“ fehlen? Gehen wir jedoch nicht, wie die beiden Jünger, die nach Emmaus gingen und ihre Hoffnung verloren haben, von ‚Jerusalem‘ weg. Lasst uns stattdessen vertrauen und glauben, dass der auferstandene Herr bei uns bleibt. ER möge unsere inneren Augen öffnen und  uns seine lebendige Gegenwart in jedem Moment unseres Lebens durch Menschen und Ereignisse erkennen lassen. Unsere Herzen mögen in uns brennen und uns laut "Alleluia!" singen lassen, denn der Herr ist in der Tat auferstanden!